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feindtönung
(opernfraktal/feindtönung)
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marcus kaiser - feindtönung
- opernfraktal (2014)
Wenn man den Innenhof von Marcus Kaisers Atelier in Düsseldorf
betritt, steht man unter grossen Baumfarnen und Palmen. In einem
artifiziellen innerstädtischer Regenwald.
In der skulpturalen Präsenz,
dem Wachstum, in
der klimatischen Abhängigkeit, dem zeitlichen Entfalten,
Verflochtensein und der Beziehung der einzelnen Pflanzen zum
Ganzen
zeigt sich vieles von Kaisers Sichtweise auf Welt und Kunst.
Marcus Kaiser (geboren in
Tübingen und
aufgewachsen am Rand der Schwäbischen Alb) hat in
Düsseldorf
Musik und Kunst studiert und in diesem weiten Feld bewegt sich
sein
Arbeiten.
Über lange Zeiträume (Jahre, Jahrzehnte) entstehen
simultan
verschieden Serien, Werkgruppen. Mal die Eine, dann wieder eine
Andere
mehr in Erscheinung, in den Vordergrund tretend, "als wären
sie
Teil einer riesigen rhizomatischen Assemblage*":
- Klang, Videoarbeiten die sich über die Jahre Schicht
für Schicht verdichten.("unterholz",
"an einem ort - an einem
anderen ort", "goldfischglas"...)
- "Grosse Grüne
Bilder",
Urwaldzeichnungen die langsam den gesamten Bildraum füllen und
dann Schicht um Schicht grünen bis nahe an die
Sättigung, bis
die Details wieder anfangen im Ganzen zu verschwinden.
- Zeichnungen auf Kontoauszügen ("Ich
- trojanisch"
seit 2001)
- Arbeiten bei denen sich Gegenstände des
alltäglichen Lebens über sehr lange
Zeiträume ansammeln ("ich/verwurstelung/seit/1989/bis"
(Teebeutel); "ich/ovovivipar
(seit 1997, Eierschalen).
- "Parallel
Bücher" (seit 1999 - Zeichnungen mit rechts und
links, meist in Bewegung, auf Reisen, im Zug, Bus, Flugzeug....)
- "der Rand der Tage"
(morgens und abends, Aquarellfarbe auf Papier.)
- "opernfraktalmodelle
und -gärten".
.....
Diese sehr unterschiedlichen "Schichten"
gruppieren
sich in grösseren Ausstellungen zu komplexen Gefügen.
Biotopen, Chronotopen, Lebensrauminstallationen in denen der
Künstler während der Ausstellung auch leben und
arbeiten kann.
In diesen Ausstellungen entstehen Videos, Klangaufzeichnungen,
Fotos,
die in folgende Ausstellungen eingewoben werden und die
zukünftige
Konstellationen eröffnen, ihre eigene Geschichte erzeugen.
In der Ausstellung "opernfraktal/feindtänung" (eine der fruchtbaren
Sprachschöpfungen des Biologen Jakob von Uexkülls**) bewohnte Marcus
Kaiser mit seinen Pflanzen eine der Hallen des ehemaligen
Bahnbetriebswerks München-Thalkirchen.
In der Mitte der dunklen und kalten Halle steht ein grosser, hell
erleuchteter transparenter Kubus. Wie ein grüner Planet im Raum bildet er
den (Über-)Lebensraum für Baumfarne und Hummeln und für den Künstler; -
mseinsiedelei.
Auf den ersten Blick eine Idylle, die bei näherer Betrachtung Risse
bekommt: Auch wenn das Karbon mit seinem höheren Sauerstoffgehalt in der
Atmosphäre riesige Insekten hervorgebracht hat, Hummeln könnten in einem
Baumfarnwald nicht leben, da sie die entwicklungsgeschichtlich jüngeren
Blütenpflanzen mit Ihrem Nektar und Blütenstaub zum Überleben brauchen.
Versteckt in den Pflanzen sind Mikrophone und Lautsprecher wie zur
Überwachung: Alle 5 Minuten wird eine Minute aufgenommen und am nächsten
Tag zur selben Zeit eingespielt (und wieder aufgenommen ..): Grosses
Raster - wie der Pulsschlag eines riesigen wuchernden Organismus, der sich
zunehmend verdichtet und in den Rückkopplungsschleifen anfängt zu
übersteuern. (Und vielleicht hört man nachts aus dem Tierpark auf der
gegenüberliegenden Isarseite die Löwen brüllen und die Wölfe heulen).
Aus den grossen Baumfarnwäldern des Karbon ist die Kohle entstanden, mit
denen die Dampflocks der Isartalbahn von hier aus fuhren, als Teil einer
Entwicklung, die uns heute das fürchten lehrt und unsere Umwelt mit ganz
neuartiger Feindtönung auflädt.
Und wie in einem Planetensystem um den
Zentralkörper, quasi in seinem Schwerkraftfeld weitere
Arbeiten:
- Ein "opernfraktal modell"
das formale Strukturen des grossen Kubus aufnimmt,
weiterentwickelt und
in eine andere Dimension überführt.
- Ein langer Tisch mit Zeichnungen. "Ich
- trojanisch"
in denen 'naiv, holzschnittartig, animalisch' Zeichnungen auf
Kontoauszügen von der Welt künden.
- Eine grosse Videoprojektion.
Video/klangarbeit in
der auch Elemente der Ausstellung, teilweise in anderem Kontext,
auftauchen. Diese Arbeit wird sich im lauf der Ausstellung
verändern indem aktuelles Material aus der Ausstellung, aus
dem
Umfeld der Ausstellung auftaucht bzw. in anderen Bezügen
wieder
auftaucht. (auch in Bezug auf die Arbeiten/Ausstellungen in
München 2011 (heraklits
kitchen) und 2008 (opernfraktal/überwinterung),
die
thematisch in enger Verbindung stehen).
- Darüberhinaus wird Marcus
Kaiser im münchner Stadtgebiet unterwegs sein um an den "Parallel
- Büchern"
weiterzuarbeiten.
*zitiert aus dem Artikel "Wandelweiser" von Michael Pisaro
in der Übersetzung von Antoine Beuger
http://www.wandelweiser.de/_texte/erstw-deutsch.html
**...Um mit einem anderen Begriff zu sprechen, der den vielen
orginellen Sprachschöpfungen von Uexkülls entnommen
ist: Die
Nachtraubtiere verbreiten ebenso wie die Gespenster in unserer
Umwelt
"Feindtönungen".
zitiert aus dem Vorwort von Rudolf Bilz: Jakob von
Uexküll Theoretische Biologie (suhrkamp taschenbuch
Seite XII)
"Ich
-
trojanisch"
(auswahl) >>
grosses raster (feindtönung/münchen 2014) mp3 >
opernfraktal/feindtönung (videocluster)
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grosses rastert
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an einem ort - an einem anderen ort (live vor ort)
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unterholz#0
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unterholz (live vor ort)
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